Unser gebuchter Transfer brachte uns dann vom Flughafen zum Hotel. Natürlich kann man sich auch mit dem öffentlichen Bus, einem Taxi am Flughafen oder einem Grab zum Hotel fahren lassen. Die Fahrt dauerte ungefähr 50 Minuten. Die Wahl des Hotels sollte auf eins in der Nähe des Hoan Kiem Sees fallen, da von hier die meisten Sehenswürdigkeiten, Museen und Tempel zu Fuß erkundet werden können. Wir kamen schon sehr früh, gegen acht Uhr morgens am Hotel an. Da wir erst ab 14 Uhr einchecken konnten, stellten wir einfach unser Gepäck in der Lobby ab und erkundeten nur mit einem kleinen Rucksack und Fotoausrüstung ausgestattet die Stadt. Wir hatten morgens schon 29 Grad und 80 Prozent Luftfeuchtigkeit. Das hielt uns aber nicht davon ab, alles zu Fuß zu erkunden. Unser erstes Ziel war die Tran Quoc Pagode am West Lake, der älteste buddhistische Tempel in Hanoi. Dieser befindet sich auf einer kleinen Halbinsel. Die erste Herausforderung auf dem Weg dorthin, war der Verkehr. Es fahren hunderte von Rollern, einige Autos und Fahrräder auf den Straßen wild durch die Gegend. Ab und zu sieht man auch einen E-Roller fahren. Es werden Touristen mit Rikschas durch die Stadt chauffiert und viele Händlerinnen sind mit ihren mobilen Verkaufsständen unterwegs. Es gibt sogar an einigen Straßenecken einen Friseurstuhl mitten auf der Straße. Die wichtigste Regel hier, um heil auf die andere Straßenseite zu kommen ist, niemals beim Überqueren der Straße stehen zu bleiben. Die Fahrer passen sich einem an und weichen aus. Bleibt man einfach stehen, riskiert man schnell einen Unfall. Sobald man das allerdings ein paar Mal gemacht hat, ist das überhaupt kein Problem mehr und man fügt sich rasch in das Verkehrschaos ein :-). Die meiste Zeit muss man auch auf der Straße laufen, da die Gehwege mit Verkaufsständen, Rollern oder Autos vollgestellt sind. Es ist total interessant die ganzen unterschiedlichen Menschen zu beobachten, hier spielt sich das komplette Leben draußen auf der Straße ab, egal ob zum Kochen oder das Baby füttern, es wird alles vor dem eigenen kleinen Geschäft auf der Straße erledigt. Die Motorroller sind auch sehr universell einsetzbar, der eine benutzt ihn als Fortbewegungsmittel oder Transportmittel, der nächste als Sitz zum Angeln oder als Schlafmöglichkeit.
Unser nächstes Ziel war der Quan Thanh Tempel. Das ist ein Taoistischer Tempel und stammt aus dem 11. Jahrhundert. Dieser ist einer der Hauptgottheiten des Taoismus gewidmet. Er hat eine schöne und besondere Architektur und ist ein religiöser und kultureller Ort. Der Tempel ist für seine Holzschnitzereien bekannt und der der Tiger vor dem Tempel gilt als Wächter des Tempels. Öffnungszeiten sind täglich von 08:00 Uhr bis 17:00 Uhr. Taoismus ist eine chinesische Philosophie und Weltanschauung und wird als Chinas eigene und authentische Religion angesehen. Im Taoismus liegt die Einheit der Gegensätze, der Zusammenfall von Sein und Nichtsein und aus ihm gehen Yin und Yang hervor.
Anschließend ging es weiter zur Einsäulenpagode oder auch „Ein-Pfahl-Pagode“ genannt. Sie ist eine der ältesten Pagoden in Hanoi und ist wegen ihrer außergewöhnlichen Bauweise ein Wahrzeichen der Stadt. Der Legende nach erschien dem damaligen König im Traum die auf einer Lotusblüte sitzende Göttin der Barmherzigkeit und überreichte ihm einen Sohn. Kurze Zeit später wurde er tatsächlich Vater eines Sohnes und ließ als Dank diese Pagode in Form einer Lotusblüte erbauen. Öffnungszeiten sind täglich von 07:00 Uhr bis 18:00 Uhr.
Der Präsidentenpalast ist ein im Kolonialstil gebautes Gebäude aus dem 20. Jahrhundert. Es wurde von deutschen Architekten entworfen. Aktuell ist es der offizielle Sitz des Präsidenten von Vietnam. Ho Chi Minh hatte diesen Sitz nie in Anspruch genommen.
Nebenan befindet sich das Ho-Chi-Minh-Mausoleum. Es hat täglich von 07:00 Uhr bis 17:00 Uhr geöffnet. Und ist kostenlos. Allerdings sollte man mit sehr langen Wartezeiten rechnen. Ho Chi Minh war Revolutionär, Staatschef von Vietnam und der wichtigste Politiker der jüngeren vietnamesischen Geschichte. Er wurde zum Symbol des Strebens nach Selbstbestimmung. Das Mausoleum wurde im Stil des Lenin-Mausoleums in Moskau gebaut.
Unser Highlight des Tages war die Train Street, sie ist auf jeden Fall eines der Hauptattraktionen in Hanoi und ist offiziell für Touristen gesperrt. Allerdings warten die Bewohner der Train Street an der Absperrung am Bahnübergang bereits in großen Scharen auf die Touristen, um diese zu sich nach Hause auf einen Kaffee oder etwas anderes „einzuladen“, was dann nicht als verboten gilt. Züge fahren nach Fahrplan wochentags um 6 und 6.15 Uhr sowie um 19.10 und 20.10 Uhr durch die Train Street, am Wochenende und feiertags um 8.46, 9.17, 11.25, 15.20, 17.30, 18.15, 19.10 und 21.10 Uhr. Zuerst saßen wir ganz entspannt wie in jedem Café und haben etwas getrunken. Plötzlich bricht Hektik aus und alle Bewohner der Train Street fordern die Touristen, die zu nah an den Gleisen sitzen auf sich weiter Richtung Hauswand zu setzen. Auch die Tische direkt am Haus werden etwas näher ran gezogen. Zuerst haben wir das für übervorsichtig gehalten und hielten Handy und Kamera in die Richtung aus der wir den Zug vermuteten. Als dieser aber in einem deutlich schnelleren Tempo und auch viel näherkam als wir vermutet hatten, zogen wir die Arme rasch wieder ein. Das war vielleicht ein Adrenalin-Schub.
Weiter ging es in die Altstadt, diese ist der historische Stadtkern von Hanoi. Dieses Viertel war einst das Wohn-, Produktions- und Handelszentrum, in dem jede Straße auf eine bestimmte Art von Industrie oder Handel spezialisiert war. Hier findet man unter anderem die Zitadelle von Thăng Long, diese liegt am Westufer des Sông Hồng in Hanoi. Sie war der Kaiserhof mehrerer vietnamesischer Kaiser-Dynastien. Öffnungszeiten sind täglich von 08:00 Uhr bis 17:00 Uhr. Eintritt in die Zitadelle kostet 30.000 Dong – ca. 1,12 Euro.
Auch in der Altstadt befindet sich der Literaturtempel. Dieser ist ein konfuzianischer, als Nationalakademie erbauter Anlagenkomplex im Westen der Altstadt. Er ist der bedeutendste Tempel in Vietnam. Die Anlage besteht aus fünf Innenhöfen, einer sogar mit einem Teich. Es gibt noch 82 Steinstelen mit Namen, Geburtsort und Ergebnis der Doktorprüfung der insgesamt 1307 Absolventen der kaiserlichen Prüfungen zwischen 1442 und 1779. Jede Steinstele steht auf dem Rücken einer Schildkröte aus Stein, diese verkörpert Kraft und ein langes Leben. Die Öffnungszeiten sind täglich von 08:00 Uhr bis 17:00 Uhr und der Eintritt kostet pro Person 70.000 Dong – ca. 2,60 Euro. Der Literaturtempel ist eine absolute Empfehlung und sollte bei einem Besuch in Hanoi nicht fehlen. Er besitzt eine sehr schön angelegte Gartenanlage, die man auch sehr gut als Auszeit vom Trubel der Stadt nutzen kann. Wir durften sogar noch Zeugen einer Zeremonie zum Schulabschluss werden. Außerdem sind die zahlreichen Bonsai Bäume in ihren riesigen Töpfen sehr bewundernswert.
Was uns an Hanoi sehr gut gefallen hat, sind die ganzen kleinen, liebevoll eingerichteten und dekorierten Cafés. Diese findet man alle paar Hundert Meter, quasi an jeder Straßenecke. Durch die laute Stadt und das heiße Klima, begrüßten wir es sehr, öfters eine kleine Pause einzulegen und uns bei einem Kaffee auszuruhen. Vietnam besitzt eine große Auswahl an verschiedenen Kaffeesorten. Meistens werden Robusta Kaffeebohnen und Arabica-Pendants angeboten.
Am meisten verbreitet ist der vietnamesische Filterkaffee. Wählen kann man hier zwischen schwarzem Kaffee und Kaffee mit Milch. Merkmal für diesen Kaffee ist der spezielle Filter, durch den der Kaffee in ca. zehn Minuten in ein Glas tropft.
Auch sehr beliebt ist der vietnamesische Egg Coffee. Diese Kaffeeart kombiniert Eigelb, Kondensmilch (die sehr süße, dickflüssige Variante) und dunklen Kaffee. Das Dessertähnliche Getränk wird als eigene Version des Tiramisus angesehen.
Die moderne Variante des traditionellen Kaffees ist der Kokosnuss Kaffee. Dieser wird mit Kondensmilch, Eis und Kokosmilch gemischt und erhält eine Shakeähnliche Konsistenz.
Als Produkt französischer Einflüsse entstand der Joghurtkaffee. Er kombiniert fermentierte Milch und schwarzen Kaffee. Als Topping wird hier von frischem Obst bis zu fermentiertem Reis quasi alles gewählt und bietet dadurch eine köstliche Mischung aus Aromen.
Bekannt als einer der luxuriösesten Kaffees weltweit ist der Zibetkaffee bekannt. Die Kaffeebohnen werden hier von Zibet gefressen und wieder ausgeschieden. Dieses Verfahren soll zu einem einzigartigem Geschmacksprofil führen. Diese Variante ist durch ethische Bedenken in Bezug auf die Behandlung der Tiere allerdings nicht mehr sehr verbreitet.
Der White Coffee – Bac Xiu – ist durch eine Verschmelzung aus französischen, vietnamesischen und chinesischen Einflüssen entstanden. Dieser wird durch eine Mischung aus gezuckerter Kondensmilch, Milch, Eiswürfeln und Kaffee hergestellt. Wobei der große Anteil aus Kondensmilch besteht. Dadurch entsteht der süßliche Geschmack. Diese Kaffeeart schmeckt auch nicht Kaffeeliebhabern. Dabei spreche ich aus eigener Erfahrung.
Die Ta Hien Street ist die Kneipengasse in Hanoi. Es ist schon ein echtes Erlebnis hier abends einfach nur durchzulaufen. Man wird ständig von den Mitarbeitern der Restaurants und Bars angesprochen und zu einem Drink überredet. Hier ist die Konkurrenz so groß, dass jeder um jeden Gast kämpft. Wir haben uns für ein Restaurant eine Straße weiter entschieden, da uns das Ganze zum gemütlichen Abendessen zu viel war. Dafür ging es anschließend noch in eine Bar in der Ta Hien Street, mit Live DJ. Wir wurden angelockt mit dem Angebot für Bier und Cocktails „buy one and get one free“. Das rege Treiben in der Straße zu beobachten und bei guter Musik den Abend ausklingen lassen ist auch eine Empfehlung von uns.
Fazit: Hanoi hat uns sehr positiv überrascht. Es ist zwar eine Großstadt aber die Menschen und die ganzen kleinen, liebevoll eingerichteten Cafés haben uns sehr gefallen, diese laden einen alle zum Verweilen ein. Hanoi ist absolut einen Besuch wert. Für uns haben die zwei Tage absolut ausgereicht.
Tipps:
- achtet bei der Buchung der Unterkunft auf die Lage. Unser Hotel hatte einen Club direkt nebenan. Dadurch war erholsamer Schlaf Fehlanzeige.